Von Mittenwald zum Gardasee
"Die Alpen zu Fuß" Der Trailer
Der Mittenwalder Klettersteig
Bei strahlend blauem Himmel erwartet uns heute der Mittenwalder Klettersteig: wir nehmen die erste Bahn und steigen früh ein. Spektakuläre Stellen mit einer grandiosen Aussicht sind hier den ganzen Tag garantiert. Technisch nicht schwierig, ist dieser lange Klettersteig nichts für schwache Nerven, bietet er doch jede Menge luftige Ausblicke und wird damit oft unterschätzt. Höhepunkt ist für uns der Grat am Ende des Klettersteiges: links und rechts geht es steil hinunter, während wir hoch über Mittenwald und Scharnitz über das Drahtseil fliegen.
Auf dem Weg zu Halleranger Alm
Nach dem langen Abstieg vom Mittenwalder Klettersteig über die Brunnsteinhütte sind unsere Knochen doch etwas lädiert, als wir uns am nächsten Tag zur Hallerangeralm aufmachen. Wunderschön zieht sich der Weg durch die Karwendeltäler entlang, und wir laufen an Kühen und saftigen Wiesen vorbei auf die Hallerangeralm - ein seit fast 200 Jahren familiengeführtes Haus, wo wir auf gemütliche Hüttenatmosphäre treffen. Das kleine Kirchlein neben der Alm schützt sicher auch die Kletterer, die sich an den Felsenwänden und rings herum probieren.
Von der Halleranger Alm zur Pfeishütte
Von der Hallerangeralm starten wir heute Richtung Pfeishütte, vorbei an der beeindruckenden Tschechenplatte. In kleinen Serpentinen zieht sich der Weg hinauf. Nachdem sich der Nebel und Dunst vom Regen heute nacht verzogen hat, begleitet uns die Sonne schon wieder mit ihren warmen Strahlen. Dann zieht sich der schmale Weg am Hang entlang Richtung Stempeljoch. Nachdem wir ein Schneefeld und den steilen Weg zum Stempeljoch überwunden haben, erreichen wir schließlich die Pfeishütte, wo ein wunderbarer Sonnenuntergang uns einen "brennenden Berg" beschert.
Von der Pfeishütte nach Thaur
Nanouk, der schneeweiße riesige Hirtenhund der Pfeishütte, überwacht seelenruhig die Wanderer, die früh morgens schon ihre Rucksäcke packen und zum Aufbruch blasen. Wir nehmen den Goetheweg, der uns herrliche Panoramen und Überblicke über Innsbruck beschert. Richtung Hafelekar geht es zunächst wieder den Berg hinauf. Dann steigen wir über ein Joch hinab, um uns dann zunächst Richtung Bergstation zu orientieren, von wo aus wir Richtung Innsbruck absteigen. Unser Weg führt uns dann weiter bis nach Thaur, wo morgen am Romedikirchlein der Romediusweg beginnt.
Von Thaur nach Mieders
Von Thaur nach Mieders führt heute unser Weg, und Innsbruck wird heute der heißeste Fleck in Österreich sein: 36 ° C, wie wir später erfahren! Das Laufen ist bei dieser Hitze sehr anstrengend, aber nach Innsbruck geht es in die Höhe. Zunächst aber durchqueren wir die Sillschlucht - an der Sill entlang schlängelt sich der schmale grasüberwucherte Pfad, vorbei an kleinen idyllischen Grundstücken. Später marschieren wir über den Stollensteig, der sich - zum Glück meist im Schatten - durch den Wald - nach oben windet. Wunderbare Düfte umgeben uns - es riecht nach frischem Holz und Wald, Vögel zwitschern um uns herum, und man glaubt es kaum, daß diese ruhige Ecke nur ein paar hundert Meter von der Brennerautobahn entfernt liegt.
Von Mieders nach Trins
Wir verlassen das wunderschöne Örtchen Mieders und unser super Hotel Alpenstolz Richtung Maria Waldrast, dem zweit-höchstgelegenen Kloster Europas. Von dort aus laufen wir eine Variante über den Blaser und die Blaserhütte und wieder hinunter nach Trins. Auch heute ist es sehr heiß, aber wir gewinnen an Höhe, und an der Blaserhütte auf ca. 2176 m Höhe macht diese ihrem Namen alle Ehre - der Wind bläst ordentlich, aber angenehm.
Vom Gschnitztal ins Obernbergertal
Vom Gschnitztal aus steigen wir fast von Anfang an steil hinauf Richtung Trunahütte. Der fast zugewachsene abenteuerliche Steig schlängelt sich komplett durch den Wald wunderschön nach oben. An der Trunahütte haben wir etwa 500 der heute ca. 980 Höhenmeter hinter uns. Danach verläuft der Fahrweg bis zu einer kleinen Alm, bis er nach links Richtung Trunajoch abzweigt und weglos nach oben führt. Nach dem Trunajoch geht es wieder steil abwärts. Wir kommen an dem eiskalten Lichtsee vorbei. Danach führt der Pfad in steilen Serpentinen hinab durch Wacholderbüsche und Heidelbeerbüsche - an letzteren legen wir eine Obst-Zwischenmahlzeit ein, die frisch gepflückten Heidelbeeren sind reif und schmecken hervorragend! Ca. 800 Höhenmeter geht es hinab, immer extrem steil, bis wir schließlich das Kirchlein von Obernberg am Brenner erblicken, unser heutiger Zielort im Obernbergertal.
Vom Obernbergertal nach Innerpflersch
An dem schönen Obernberger Kirchlein vorbei, welches gestern abend nach dem Platzregen in den Nebelschwaden lag, machen wir uns auf Richtung Sandjoch. Herrliche Blumenwiesen durchqueren wir auf dem stetigen Weg nach oben. Freundliche Kühe sind so begeistert von uns, daß sie vor uns auf dem Weg trotten - und wir müssen schauen, wie wir dann irgendwann gefahrlos überholen! Es ist ein erhebendes Gefühl, das Sandjoch zu erreichen - überqueren wir hier doch zu Fuß den Alpenhauptkamm und die Staatsgrenze zwischen Österreich und Italien! Inges Mutter wollte einmal in ihrem Leben nach Südtirol - so hat Inge sie die ganze Zeit mitgenommen, und nun überblickt sie von da oben das Land ihrer Träume!
Von Innerpflersch ins Ridnauntal
Über 1300 Höhenmeter liegen heute vor uns und flößen uns Respekt ein, zumal dann ein Abstieg von über 1100 Meter auf uns wartet ins Ridnauntal. Wir laufen Richtung Alrißalm, von wo aus sich der Pflerscher Tribulaun in seiner makellosen Schönheit vor blauem Himmel präsentiert. Von da aus geht es immer steil hinauf, auf einem wunderschönen schmalen Pfad, durch Blumenwiesen, dann an Bergbauern vorbei, die von Hand mähen, weil das Gelände auch für heutige moderne Maschinen zu steil ist, immer die Maurerscharte (2511 m) und die Wetterspitze (über 2700 m) vor Augen. Langsam und fast ohne Pausen bezwingen wir diesen langen Aufstieg, bis wir oben stehen - ein unglaublicher Ausblick auf Maiern und das Ridnauntal entschädigt uns sofort! Der Abstieg auf einem ausgesetzten Pfad bis zur Prischeralm geht hurtig voran, und auf der Alm werden wir von Gilbert mit Speck und Käse bewirtet. Wir können uns fast nicht losreißen, müssen aber die noch 800 m Abstieg bis Maiern bewältigen. Ein schmaler Steig führt hinab, und wir staunen nicht schlecht, als uns ein gut ausgerüsteter Mountain-Biker überholt....!
Ruhetag, oder doch nicht?
Im Ratschingserhof gönnen wir unseren geplagten Füßen einen Ruhetag und bleiben zwei Nächte in diesem tollen Hotel mit der nettesten Hotelchefin, die wir je erlebt haben! Matthias kann natürlich wie üblich nicht lange still sitzen und widmet sich seinem Lieblingsmotiv zum Fotografieren: dem Wasser. In der Gilfenklamm findet er - trotz sonntäglich vieler weiterer Besucher - doch ein paar ruhige Minuten, um "fließende" Bilder einzufrieren. Unser Hotel, welches der Rest von uns genießt, ist geprägt von vielen von Herzen kommenden Details, die, wie man sieht, mit Liebe umgesetzt werden. Das 5-Gänge-Menü abends brauchen wir als Reserve für die nächsten beiden Tage, den Weg zur Schneeberghütte..........
Auf den Schneeberg............
Ca. 1400 Höhenmeter geht es heute hoch über das Schneebergjoch auf 2700 m. Ein langer anstrengender Weg durch ein von Blumen gesäumtes Tal bis zur Moareralm, und dann weiter auf das Joch. Um uns herum grummeln die einzelnen Donnerschläge eines heranziehenden Gewitters. Auf dem Joch selbst bläst uns der aufziehende Wind fast weg, und wir laufen die 300 m hinab zur Schneeberghütte ganz langsam in der Hoffnung, das Gewitter fotografieren zu können, welches aber erst viel später kommt. Vorläufig wabern nur Nebelschwaden über das Joch in diesem von Stollen durchsetzten Gebiet - bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde hier Silber und Erz abgebaut, über Jahrhundere hinweg war ein ca. 30 Quadratkilometer großes Gebiet in mühseliger Arbeit erschlossen worden, von der noch heute die vielen Hinweise zeigen. Hut ab vor den Menschen, die damals hier für ein paar Kreuzer geschuftet und teilweise ihr Leben gelassen haben!
..........und wieder vom Schneeberg herunter
Bei etwas kühlerem Wetter nach dem abendlichen Gewitter verlassen wir die Schneeberg-Hütte, vorbei an den alten Industrieanlagen zur Erzförderung. 1500 Höhenmeter geht es heute hinab und dann wieder ca. 800 m hinauf über Moos nach Pfelders ins Passeiertal. Wir passieren die Hälfte der Strecke des Romediusweg bei ca. 90 km Weglänge, wo uns das Bildstöckl des heiligen Romedius mit seinem Bären erwartet, nachdem es durch herrliche frische Wiesen abwärts gegangen ist. Die Füße erinnern uns schon an die Wegstrecke, aber es geht weiter, noch hinauf, bis wir nach einer wirklich langen Etappe den wohlverdienten Kaiserschmarrn genießen können.
Von Pfelders zum Spronser Joch
Heute haben wir noch einmal einen ganz schönen Aufstieg auf das Spronser Joch vor uns, es geht über die Faltschnalalm und das Faltschnaljoch bis auf das Spronser Joch auf 2511 m. Vorbei an Pferden, Ponys, Kühen und Ziegen schrauben wir uns langsam in die Höhe, das Wetter ist - wie üblich bei uns - hervorragend. Am Joch selbst sehen wir aber, daß ein Gewitter aufgezogen ist, es wird kalt und windig, und rings herum donnert es abwechselnd aus verschiedenen Richtungen. Kein beruhigendes Gefühl in einer solchen Höhe, aber uns Fotografen lacht das Herz, denn Gewitterstimmung bedeutet immer phantastische Farben, wie man sieht. Flugs tanzen wir den steinigen Abstieg hinunter bis zum ersten der Spronser Seen, die sich hier malerisch in die Landschaft einfügen.
Von der Bockerhütte über Meran nach Völlan
Gestern abend waren wir auf der Bockerhütte angekommen - der Weg bis hierher war sehr anstrengend zu laufen, und so sind wir froh, als ein Pferd, Hühner und ein Hase auftauchen: die Bockerhütte. Eine urige, ursprünglich gebliebene Hütte mit Hüttenwirten, denen ihre Arbeit Spaß macht, das merkt man sofort! Von den 4 eigenen Kühen wird Butter, Joghurt und Buttermilch aus der eigenen Milch hergestellt. Das Lager ist das gemütlichste, was ich je auf einer Hütte gesehen habe - unterm Dach, überall Holzbalken, liebevoll bezogenes Bettzeug, und abends prasselt ein erneutes Gewitter auf uns herunter, während wir sicher und trocken in den Betten liegen. Heute geht es bis nach Meran herunter, von 1700 auf ca. 350 m, der Abstieg fordert unsere letzten Muskeln, die sich noch nicht gemeldet hatten, auch noch heraus. In Meran dann fast 35 ° C - das Tor zum Süden macht seinem Namen alle Ehre. Und schließlich führt uns der Weg ins Völlaner Badl, wunderschön und ruhig mitten im Wald gelegen.
Von Völlan über den Gampenpass
Wenn uns schon kein echter Bär begegnet ist, nehmen wir halt ersatzweise den aus Holz........... Die Einheimischen, mit denen wir uns auf dem Weg über den Gampenpaß nach Unsere Liebe im Frau im Walde unterhalten haben, erzählen alle, daß es auch hier wieder Bären gibt (die vermutlich aus der Brenta hierher laufen) und auch Wölfe. Auf den wunderschönen abwechslungsreichen Wegen durch die Wälder schauen wir uns immer neugierig um, aber Bären sind ja vor allem nachtaktiv, und wenn, dann stehen die wahrscheinlich irgendwo hinterm Baum und lachen sich tot, wie wir die Berge hochschnaufen.........
Von Unsere Lieben Frau im Walde nach San Romedio
Die Wallfahrtskirche in Unsere liebe Frau im Walde verabschiedet uns auf dem Weg ins Trentino - erst zu Fuß wird einem klar, daß man von Südtirol ins Trentino die Sprachgrenze überschreitet und in eine andere Kultur eintaucht. Spannend, wie sich auch die Straßenbilder und Häuser verändern. Am Ende haben wir es geschafft: wir sind - wie schon vor langer Zeit Hannibal - zu Fuß über die Alpen gelaufen und an unserem Zwischenziel angekommen in San Romedio! Nach über 13 000 Höhenmetern, ca. 220 km, vielen Schweißperlen später und ein paar verlorenen Kilos ist dies ein bewegender Moment für uns. Weiter geht es nun in die Brenta über Klettersteige und dann den letzten Teil, zu Fuß bis nach Arco am Gardasee!
Durch die Brenta zum Rifugio Tuckett
Was für eine grandiose Landschaft! Der Nieselregen und der Nebel um uns herum kann unsere Faszination nicht beeinträchtigen: die Brenta ist großes Kino! Viele Gebirge dieser Welt haben wir schon gesehen, aber diese Landschaft hier läßt einen vermuten, daß der liebe Gott mit großen, mit sehr großen „Bauklötzchen“ gespielt hat und dabei großen Spaß hatte. Eine wilde, rauhe Landschaft ist entstanden, in der wir in den nächsten Tagen mit Davide unterwegs sein werden!
Zum Rifugio Alimonta
Der Regen hält leider an, und so entscheiden wir uns vernünftigerweise gegen den Klettersteig. Aber egal – wo man hinschaut, umwabern einen die für diese Gegend berühmten Nebelschwaden und bieten uns den ganzen Tag lang ein einzigartiges Schauspiel. Die Torre di Brenta bieten in der Abendsonne eine fantastische Kulisse, so daß wir fast das sehr gute Abendessen verpassen. Beim Spiel in der in der Hütte ist die Kultur und Nationalität zum Glück völlig egal: Italiener, Deutsche, Schweizer spielen mit uns zusammen Mau-Mau und Uno – das ist das schöne, was wir immer wieder auf Hütten genießen. Die Menschen verstehen sich ohne Probleme.
Zum Rifugio Pedrotti
Man kann nur mit dem Kopf schütteln über so manche Möchtegern-Bergsteiger um uns herum, die erst in der Hütte erfragen, ob man beim Aufstieg zum Bocchette Alte Centrali wohl Steigeisen braucht. Ja, wenn man über einen Gletscher geht, macht das Sinn, Leute! Aber das Panorama entschädigt uns – falls wir gedacht hatten, daß das bisher schon großartig war: es geht noch mehr! Das ist sicher einer der tollsten Klettersteige und Aussichten, die wir je gesehen haben. Über den Gletscher hinauf, entlang von langen ausgesetzten Passagen, und dann: der Campanile Basso taucht aus dem Nebel auf! Die nicht ganz einfachen Teile dazwischen, die weiß Gott nicht alle seilversichert sind, und den steilen Zwischenabstieg haben wir am Ende schnell vergessen und sind uns einig: dieses Fleckchen Erde gehört mit zum Schönsten, was die Welt bietet!
Zum Rifugio Agostini
Mit unseren schweren Rucksäcken und der Fotoausrüstung schaukeln wir uns weiter so ganz allmählich dem Ende unserer Alpenüberquerung entgegen, Richtung Rifugio Agostini. Unmittelbar hinter dem Rifugio liegen riesige Felsblöcke ganz in der Nähe – Überreste eines Bergsturzes, der 1957 geschah, wobei die zwei größten Blöcke ca. 50 m von der Hütte entfernt zum Stehen kamen. Unser Begleiter David erzählt, daß der Großvater seiner Frau in dieser Nacht auf dem Rifugio war, als dies passierte. Ein kleines Kirchlein, eine grandiose Aussicht aus der Brenta heraus auf die umliegenden Berggipfel: man verstummt angesichts dieser Schönheit.
Nach Arco....... Richtung Gardasee!
Bevor es Richtung Arco geht, steigen wir nochmal hinauf über die Hütte, um die Klettertouren für unseren nächsten Besuch hier in Augenschein zu nehmen……… Dann geht es hinaus aus dem Val d’Ambiez Richtung San Lorenzo in Banale – hier werden immer wieder mal Bären gesichtet, von denen es in der Brenta bzw. im Adamello-Nationalpark momentan ca. 70 gibt. Nach weiteren schweißtreibenden Kilometern und kaputten Füßen angekommen bei Emmi im Hotel Garden: wie immer wie daheim, die Füße danken es uns, daß sie jetzt mal Pause haben. Aber eines ist jetzt gewiß: das war nicht unsere letzte Alpenüberquerung, und schon gar nicht waren wir das letzte Mal in der Brenta!